Das Alemannjahr
Ein vereinshistorisches Kalendarium
Die Aachener Zeitung berichtete am 22. März 2011
Mit
Alemannia durch das schwarz-gelbe Fußballjahr
Franz Creutz gibt eine etwas andere Klub-Chronik heraus
Es ist der blanke Stolz, der
die Gesichter der 11 jungen Männer zeichnet. Eine Mannschaftsaufnahme der
besonderen Art, die Trikots erinnern an Oberhemden, die Fußballhosen eher an
heutige Surfer-Shorts. Aber die Schüler sind stolz. Vermutlich, weil Gruppenfotos
der wilhelminischen Kaiserzeit heute immer etwas heroischer anmuten, als sie
eigentlich intendiert waren. Vielleicht aber auch, weil die jungen Männer
ahnten, dass sie da gerade etwas Großes initiiert hatten an jenem 16. Dezember
1900: die Gründung von Alemannia Aachen. Dokumentiert auf Seite 101 eines neuen
Alemannia-Buches.
Der Herausgeber Franz Creutz
ist nicht nur Insidern des Klubs von der Krefelder Straße bekannt, denn der
Band „Das Alemannjahr“ ist der siebte Streich des dem Verein hoffnungslos
verfallenen Aacheners. „Die ersten sechs Bände hatten ihren Fokus immer auf
einzelnen Abschnitten liegen. Was mir fehlte, war der Blick auf das große
Ganze, sozusagen der schwarz-gelbe Faden durchs Leben“, erzählt der
Alemannia-Chronist, im Hauptberuf selbständiger Privatsekretär. Die Lücke hat
Creutz geschlossen, oder wie er seine finale Herausgabe umschreibt: „Ich habe
fertig.“
Natürlich ist das Buch wie
seine Vorgänger das viel zitierte „Muss“ für jeden Alemannen. Es ist aber auch
eine Komplettierung der 110 Jahre Vereinshistorie. Das „vereinshistorische
Kalendarium“ ordnet jedem Tag eines Jahres ein Alemannia-spezifisches Ereignis
zu. Es handelt sich also grundsätzlich nicht um ein Lesebuch sondern eine
lesenswerte Chronik.
Beispiele: 17. März 2004,
Grlic bucht die Tickets für Berlin und Europa. Oder: 26. September 1941, Geburt
Roger Claessen, der Alemannia zur Deutschen Vizemeisterschaft schoss. 16.
Februar 1908, Cölner FC 1899 - Alemannia Aachen 1:5. So geht es über 106
Seiten, durch Freud' und Leid. Der Leser wird durchs Jahr mit Alemannia-Happen
(ver-)geführt, immer in einer Stimmungslage zwischen „Ach ja, so war das ja“
oder „Aha, so war das also“. Und bei vielen Momenten setzt unwillkürlich ein kleiner
persönlicher Erinnerungsfilm ein.
Doch es gibt auch
Lesegeschichten, die die Chronik auflockern. „Die Katze“ von AZ-Redakteur
Thorsten Karbach über die erst jüngst gestorbene Torwart-Legende der 30er Jahre
Fritz Neussl. Creutz selbst gibt in „Immerhin, die Sonne schien“ einen
Überblick über die Teilnahmen an DFB-Pokalendspielen. Marc Steinmann zieht auf
emotionale Weise vor „Alemannen, die man nie vergisst“ den Hut. Und der
Herausgeber hat nochmals in die Tasten gehauen, um den „Geist des Tivolis“ zu
beschwören - des alten natürlich.
Und gerade der Chronist, der
stets zurückschaut, appelliert an die Fans und Spieler, weitere Geschichten im
neuen Stadion zu schreiben. Sowie dies in zwei Pokalrunden in dieser Saison
geschehen ist: „Bedingungslose Unterstützung für bedingungslosen Einsatz!“. (Hans-Peter
Leisten)