Wie schön, dass sich die Zeiten ändern. Da wird aus einem ehemals drittklassigen, finanzschwachen Fußballverein auf einmal ein Wirtschaftsfaktor, und nicht zuletzt das Fernsehen macht dies möglich. So steigt die Übertragungsdauer von den Spielen der Alemannia pro Saison von bisher regional bzw. landesweit ca. 1,5 Stunden auf bundesweit ca. 15 Stunden an. Aachens Oberbürgermeister Dr.Jürgen Linden bewertet den Werbefaktor für die Stadt durch die gesteigerte Medienpräsenz als unermeßlich groß, unbezahlbar und wegen der Häufig- und Regelmäßigkeit im Jahresverlauf sogar noch höher als durch den Karlspreis oder das CHIO. Natürlich macht sich dies auch in der Vereinskasse deutlich bemerkbar, denn die Einnahmen aus Fernsehgeldern pro Saison erhöhen sich von ca. DM 180.000 in der Regionalliga auf ca. DM 4,8 Mio. in der 2.Bundesliga.

Insgesamt beläuft sich der kalkulierte Vereinsetat für die Spielzeit 1999/2000 auf nunmehr DM 10,8 Mio. und hat sich seit 1996 von DM 3,6 Mio. über DM 3,8 Mio. und DM 5,8 Mio. verdreifacht. Ein ähnliche Entwicklung ist bei der Entwicklung des Volumens der Sponsorengelder zu verzeichnen, das sich vor 3 Jahren noch auf ca. DM 700.000 belief, und aktuell bei ca. DM 2 Mio. liegt. Erheblichen Anteil daran hat das Engagement des neuen Hauptsponsors „Aachener und Münchener Versicherungen“, deren Vorstandsvorsitzender Dr. Michael Kalka „ein Signal für unsere Verbundenheit und Unterstützung für diesen Traditionsverein und auch für die Region und die Stadt Aachen“ setzen wollte. Man verbinde damit auch „Anerkennung für die grandiose sportliche Leistung der Alemannia, die in den zurückliegenden Jahren durch Höhen und Tiefen gegangen ist“ und „Dank an die Zuschauer, die dem Verein in der Regionalliga die Treue gehalten haben.“

Besuchten in der Zeit von 1996 bis 1998 im Schnitt 3.800 Zuschauer die Heimspiele der Alemannia, was etwa einer Einnahme von DM 50.000 entsprach, so passierten in der letzten Regionalliga-Saison 1998/99 durchschnittlich 8.100 die Kassenhäuschen und hatten durch ihre Unterstützung maßgeblichen Anteil am Aufstieg der Alemannia. Für die erste Zweitliga-Saison hatte der Verein zunächst vorsichtig mit einem Zuschauerschnitt von 6.800 kalkuliert, zwischenzeitlich ist dieser allein schon durch den Verkauf von 5.500 Dauerkarten zu über 80 % abgedeckt. Mehr noch, die Alemannia bewegt und begeistert wieder die Massen. Zu den ersten 4 Heimspielen kamen im Schnitt 19.400 Zuschauer ins Tivoli-Stadion, und der Schatzmeister konnte sich jeweils vor Abzug der Kosten über eine Einnahme von DM 350.000 freuen. Der Fanartikel-Verkauf, in der Vergangenheit verschwindend gering, floriert, gingen doch in 3 Monaten schon über 1.000 Fantrikots über die Theke (Umsatz ca. DM 100.000). Als Reaktion auf die stark gestiegene Nachfrage eröffnet die Alemannia in Kürze einen Fan-Shop in der Aachener Innenstadt. Sicherlich ist dies auch eine Bestätigung für die Aussage des DFB-Präsidenten Egidius Braun, dass der Aachener Traditionsklub in seiner fast 100jährigen Vereinsgeschichte zu einer Institution geworden ist und er davon überzeugt ist, „daß die Alemannia auch im nächsten Jahrhundert für die Aachener ein entscheidender Identitätsfaktor bleiben wird!“

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