Die Wirtschaftlichen Nachrichten berichteten in der Ausgabe 11/1999
Wirtschaftsfaktor Alemannia Aachen: Steilpass für das Marketing der Region
Wie sich die Zeiten ändern. Vor drei Jahren hätte man eine Notiz über Alemannia Aachen in den Wirtschaftlichen Nachrichten wohl eher unter der Rubrik Insolvenzen gesucht. Nach dem Abstieg aus der 2.Bundesliga 1990 und dem mißglückten Versuch des direkten Wiederaufstiegs war der Traditionsverein in den Niederungen der Amateurliga hängengeblieben, und sowohl sportlich als auch finanziell etwas ins Abseits geraten. Mit dem Aufstieg in die 2.Bundesliga bewegt sich Alemannia Aachen auch wirtschaftlich in einer anderen Klasse.
Der im Frühjahr 1997 neugewählte Alemannia-Vorstand unter dem Präsidenten Wilfried Sawalies entschloss sich deshalb zusammen mit dem Trainer, mit Beginn der neuen Spielzeit den totalen Umbruch zu wagen, um endlich diesen Teufelskreis zu durchbrechen, den der Schatzmeister Hans Bay seinerzeit so beschrieben hatte: „Ohne Geld kann ein Verein kein Spitzenteam formieren. Ohne hochkarätige Neuverstärkungen hat man in der Regel keinen Erfolg. Ohne Erfolg kommen keine neuen Sponsoren und damit kein Geld in die Kasse.“ Im Gegensatz zum Vorjahr startete die Alemannia diesmal auch gut in der Meisterschaft, für Aufsehen sorgte sie aber durch ihre Pokalspiele gegen den 1.FC Nürnberg, VfB Leipzig und SV Waldhof Mannheim. Zunächst 13.000, danach 15.000 und zuletzt 19.000 Zuschauer kamen zum Tivoli um ihre Mannschaft zu unterstützen, und stellten nachdrücklich unter Beweis, welches Potential sich in Aachen und um Aachen herum mobilisieren lässt, wenn es sportlich gut läuft. Finanziell lief alles wie gehabt, mögliche Sponsoren hielten am Prinzip der „zugeknöpften Taschen“ fest und die Alemannia lebte weiter von der Hand in den Mund.
Diese andauernde existenzbedrohende Situation sollte sich erst im Herbst 1998 spürbar entspannen, als mit der Kinowelt Medien AG ein Partner gefunden war, der zunächst half den akuten Liquiditäts-Engpaß zu überbrücken, und durch seinen Vorstandsvorsitzenden Dr. Michael Kölmel für die folgenden Spielzeiten einen nennenswerten Beitrag zur Abdeckung des Vereinsetats garantierte. In der Soers konnte man Steine fallen hören, und das nicht von den Tribünen des durchaus renovierungsbedürftigen, altehrwürdigen Tivoli-Stadions, sondern von den Herzen der Vereinsverantwortlichen. War damit endlich der Gordische Knoten durchschlagen? Zuversichtlich stellte man sich auf der Jahreshauptversammlung Ende November den Mitgliedern, und auch die Mannschaft stand erstmals an der Tabellenspitze der Regionalliga West/Südwest. Ein schönes Gefühl, aber nach 3 Heimniederlagen in Folge war man schnell wieder auf dem Boden der Tatsachen und die Rückkehr in den bezahlten Fußball auf einmal wieder in weiter Ferne. „Wir glauben an Euch“, schrieben die Alemannia-Fans auf ein Transparent, und manchmal soll der Glaube ja wirklich Berge versetzen können. Die Mannschaft fasste sich ein Herz und enttäuschte ihre Anhänger nicht.Sie startete eine einmalige Serie von 9 Siegen und der Aufstieg war zum Greifen nahe, als der plötzliche Tod des Trainers Werner Fuchs nicht nur die Alemannia, sondern ganz Aachen zutiefst erschütterte. Unter diesen tragischen Umständen vollendeten die Schwarz-Gelben das Werk ihres verstorbenen Trainers: Bundesliga Zwei – Alemannia ist dabei.