Die Aachener Zeitung berichtete am 28. Oktober 1998

Romantischer Rückpaß der Alemannia-Altstars verzückte

Aufstiegs-Revival-Abend mit vielen Promis – Volles Haus im Jakobshof

 

Neidisch blickten die vielen Alemannen-Anhänger auf die Leinwand und träumten sehnsüchtig von den dort gezeigten Szenen: Der ganze Marktplatz ein gelb-schwarzes Fahnenmeer und auf der Rathaustreppe die Helden des Bundesliga-Aufstiegs in der Saison 1966/67. Einen ganzen Abend lang ließ man im Jakobshof diese wohl glorreichsten Zeiten des Aachener Fußballaushängeschildes – die harten Jahre der Nichtberücksichtigung in der obersten deutschen Spielklasse, den triumphalen Aufstieg, die fabelhafte Vizemeisterschaft und den traurigen Abstieg – Revue passieren. „Wir steigen wieder auf!“ lautete das Motto des 1. Alemannia-Aachen-Aufstiegs-Revival-Abends.

 

Zum gemütlichen Talk waren auf der schwarz-gelben Bühne sozusagen 819 für die Alemannia bestrittene Spiele und nicht weniger als 213 Tore ein. Personifiziert wurden sie durch Jupp Martinelli, Heiner Sell, Peter Schöngen, Gerd Klostermann, Trainer-Legende Michel Pfeiffer, Ex-Präsident Leo Führen und seinen Nachfolger Wilfried Sawalies sowie Franz Creutz, Autor des Buches „Spiele, die man nie vergisst“.

 

Und wie es sich für eine Fußballveranstaltung gehört, teilte man den Abend in zwei Halbzeiten mit Pausentee und einer anschließenden Verlängerung. Wie es sich dann auch für eine Spitzenveranstaltung gehört, begann man mit der obligatorischen – durch den enormen Zuschaueransturm hervorgerufenen – Tivoli-Verspätung.

 

Anpfiff zur ersten Halbzeit: Filmbeiträge dokumentieren die großen Spiele, und auch an diesem Abend riefen die Angriffsbemühungen der Alt-Alemannen auf der Leinwand noch Raunen, Aufschreie und Jubelstürme hervor, etwa bei „Jogi“ Ferdinands Abstauber-Ausgleich – „ein ganz schweres Tor“, wie Michel Pfeiffer feststellte – und Heiner Sells Kopfball zum 2:1-Heimerfolg gegen Kickers Offenbach. „In der Mannschaft stimmte es“, erklärte Heiner Sell, ein Zustand, der sich unter den Beteiligten augenmerklich auch nach 30 Jahren nicht verändert hat. Hemmungslos flachsten Michel Pfeiffer und sein Ex-Schützling Peter Schöngen über die „Sprachprobleme“ zwischen dem Öcher Pfeiffer und dem Marl-Hülser Schöngen.

 

Die zweite Halbzeit spielte in der Bundesliga. Szenen von Aachens 4:1-Auswärtserfolg beim damaligen Meister Nürnberg, bei dem Klostermann drei Tore erzielte, Bilder von Franz Beckenbauer, Uwe Seeler und Johan Cruyff auf dem Tivolirasen. Geschichten rund um die Mannschaft rückten ebenso ins Rampenlicht wie der Trainerwechsel Pfeiffer-Stollenwerk oder Martinellis Auftritt im Sportstudio 1970 nach der 0:5-Niederlage beim VfB Stuttgart. Aus dem Nähkästchen plauderte Pfeiffer über eine Mannschaftsbesprechung, bei der wie immer auch der Präsident anwesend war. „Denn der wurde ja nie krank“, so Pfeiffer. Also verordnete der seinen Spielern, beim Erscheinen des ehemaligen Soldaten Führen aufzustehen, während er „Meldung machte“, doch Führen reagierte gelassen: „Rührt euch!“ Und zum Thema Profistatus konnte Heiner Sell nur grinsen: „Wir waren alle bei Kaufhof …“

 

In der Verlängerung wurde das Thema dann auch in die Gegenwart gelenkt, und Wilfried Sawalies gestand, dass auch er den Traum vom gelb-schwarzen Fahnenmeer vor dem Rathaus hegt. (Thorsten Karbach)

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