Die Aachener Zeitung berichtete am 12. August 1997
Alemannia und der Pokal: „Samba, Konfetti und Tore“
Schlagzeilen der letzten Jahre – Elfmeterkrimi gegen Werder Bremen
Alemannia und der DFB-Pokal, das ist eine seit nunmehr 45 Jahren währende Leidenschaft, die sich am besten beschreiben lässt, wenn man dabei auf die Schlagzeilen der Sportredakteure der Aachener Volkszeitung zurückgreift, schließlich verklärt sich so manches mit den Jahren. AZ-Mitarbeiter Franz Creutz frischt – vier Tage vor der Partie gegen den 1.FC Nürnberg – die Historie auf.
Am 1.Mai 1953 fand im Düsseldorfer Rheinstadion zum ersten Mal nach dem Krieg wieder ein Pokalfinale statt. Schlagzeile: "Alemannias beschwerlicher Weg ins Pokalfinale: Elf Spiele und 40 Torewaren nötig". Trotz dieses großen Optimismus verloren die Schwarz-Gelben mit 2:1 gegen Essen.
"Aachen ist die erste 'zweitklassige' Elf im Pokalendspiel" hieß es dann 12 Jahre später vor dem 22.Mai 1965, nachdem die Alemannia erst an einem Karnevalssamstag, wann auch sonst, Hannover 96 aus dem Rennen geworfen, und zum Ende der Fastenzeit am Karsamstag in einem denkwürdigen Spiel den FC Schalke 04 mit 4:3 nach Verlängerung geschlagen hatte. Aber es sollte wieder nichts werden mit dem Cup-Gewinn, denn "nur die Sonne lachte beim Pokal-Endspiel" und im Niedersachsen-Stadion zu Hannover waren "60.000 enttäuschte Zuschauer beim 2:0-Sieg der Dortmunder". Von Enttäuschung war jedoch in Aachen nichts zu spüren, "vor dem Elisenbrunnen sangen am Sonntag die Fußballfans". Auf diese herausragenden Ereignisse gründet sich die ungeheure Begeisterung der Alemannia-Anhänger für die Pokalspiele ihrer Mannschaft, die selbst in den schlechten Zeiten des Bundesliga-Abstiegs 1970 bis ins Halbfinale vordringen konnte.
Eine alte Fußballweisheit besagt, dass der Pokal seine eigenen Gesetze hat, und demnach könnte der Paragraph für die Alemannia lauten: 1.gegen die Großen zu allem fähig, vor allem auf dem heimischen Tivoli - 1a gegen die Gleichen meist mit Schwierigkeiten - 1b gegen die Kleinen immer am Rand der Blamage.
Mitte der 80er Jahre konnte die Alemannia-Truppe unter ihrem neuen Trainer Werner Fuchs wieder an die alte Pokal-Tradition des Vereins anknüpfen. Zum Auftakt gewann die Alemannia beim Amateurligisten SC Schwetzingen mit 2:1, aber man sollte "das Spiel schnell vergessen". "Samba, Konfetti und drei Alemannia-Tore - 20.000 Zuschauer sorgten beim Pokalspiel gegen den VfL Bochum für einmalige Stimmung auf dem Tivoli" und das Losglück bescherte den Alemannen kurz vor Weihnachten 1984 im Achtelfinale ein Heimspiel gegen Borussia Mönchengladbach.
Werner Fuchs sieht "heute noch die Schlangen hier an der Krefelder Straße als der Vorverkauf losging. Da standen die Leute in Dreierreihen Richtung oben bis zur Tankstelle und Richtung unten bis zum Reitstadion." Alemannia unterlag der Borussia vor ausverkauftem Haus mit 0:2, zeigte ein tolles Spiel. Zwar "verloren - aber gefeiert wie die Helden!" In den beiden ersten Runden des Pokalwettbewerbs 1985 tat man sich gegen die Zweitliga-Konkurrenten von Tennis Borussia Berlin mit 1:0 und MSV Duisburg mit 4:3 nach Verlängerung doch sehr schwer. Der nächste Gegner hieß nun Schalke 04 und mobilisierte wie erwartet die Zuschauermassen. Was folgte war ein "toller Pokalkampf am Tivoli: Schalke feiert einen 2:1-Sieg" und "der Alemannia-Traum vom Viertelfinale war zu Ende".
Neue Runde, neues Glück!? Alemannia musste in der ersten Runde ins Weserstadion zum Vizemeister Werder Bremen reisen. "Sensation in Bremen: Aachen schafft 0:0. Alemannia lädt zum Tanz auf dem Tivoli". Und da wurde der Aachener Pokalgeschichte ein neues ruhmreiches Kapitel hinzugefügt. "7:6! So etwas gab's noch nie amTivoli. Alemannia gewinnt das Pokal-Drama gegen Werder Bremen nach Elfmeterschiessen“. Werner Fuchs erinnert sich: "Danach war so eine Rieseneuphorie, dass selbst eine Stunde nach dem Spiel das Stadion noch halbvoll war. Die Leute lagen sich in den Armen. Das war schon ein tolles Erlebnis." In der nächsten Runde gewann "Alemannia Aachen 4:0 über Saarbrücken" und die Zuschauer sahen "wieder ein Pokalspiel der Extraklasse!". Am Buß- und Bettag 1986 schließlich konnte der Alemannia-Kassierer zum bislang letzten Mal das Schild "ausverkauft" an die Kassenhäuschen hängen. Borussia Mönchengladbach war wie schon 1984 der Gegner und die Erwartungen waren dementsprechend hochgesteckt. Aber der "Pokalknüller am Aachener Tivoli hielt nicht was er versprach." und wie schon beim seinerzeitigen Aufeinandertreffen verlor die Alemannia mit 0:2.