"Erfolg einer einmaligen Kameradschaft“
Wie war das 1967 nach dem Triumph? – Umfrage mit Beobachtern von damals und heute

Wie war’s damals auf dem Markt? Stimmen von damals und heute sollen die Atmosphäre rund um den Bundesligaaufstieg für einen Moment wiederaufleben lassen.


Hermann Heusch (früherer Oberbürgermeister): Ich bin über den Aufstieg der Alemannia sehr glücklich. Ein Ziel, das vier Jahre lang mit heißem Herzen angestrebt wurde, ist erreicht. Ich habe das letzte Spiel auf dem Tivoli nicht gesehen. Aus einem sehr prosaischen Grunde: um rechtzeitig im Rathaus zum Empfang der Mannschaft sein zu können. So habe ich der Alemannia zu Hause am Rundfundgerät die Daumen gedrückt.


Reinhold Münzenberg (Alt-Internationaler): Das war ein langer, langer Anlauf in die Bundesliga! Ich freue mich von Herzen, daß die traditionsreiche Alemannia jetzt endlich in der höchsten deutschen Spielklasse zu finden ist. Unsere Hoffnungen gehen dahin, daß Alemannia auch hier bestehen möge. Die Mannschaft wird sich steigern müssen. Noch war das Leistungsniveau von Spieltag zu Spieltag in den Punktspielen und in der Aufstiegsrunde zu unterschiedlich.


Michel Pfeiffer (Aufstiegstrainer): Ich trainierte damals in der Amateurliga den SC Schwenningen. Als dann im Januar 1967 das überraschende Angebot der Alemannia kam, war das für mich eine riesige Chance. Ich glaube es war ein großes Plus für mich und auch für den Verein, daß ich die Mannschaft schon kannte, also um die Stärken und Schwächen der einzelnen Spieler wußte, denn mir blieb ja nicht viel Zeit, um das angestrebte Ziel zu erreichen. Viele im Umfeld haben auch gedacht, daß ich es nicht schaffe, aber umso größer war die Freude für mich, da ich selbst gut zehn Jahre für die Alemannia gespielt hatte, auf Anhieb den Aufstieg zu schaffen.

 

Leo Führen (Ex-Präsident): Zu Beginn meiner Präsidentschaft hatte ich erklärt, daß unser Ziel die Bundesliga ist. Um dies nicht aus den Augen zu verlieren, war es auch unvermeidbar, mitten in der Saison den Trainer zu wechseln. Der Aufstieg in die 1.Fußball-Bundesliga war der Erfolg einer einmaligen Kameradschaft und einer großartigen Zusammengehörigkeit von Mannschaft, Trainer und Führungsgremien - bei uns stimmte einfach alles. Dazu kam noch das Aachener Publikum der Extraklasse.

 

Peter Sieland: Nicht im Traum hätte ich daran gedacht, daß mich dieses Amt des Spielausschuß-Obmanns soviel Zeit und Nerven kosten würde. Eine besonders schöne Erinnerung aus dieser Zeit ist für mich die Reise zu unserem 1. Auswärtsspiel der Aufstiegsrunde nach Berlin, wozu ich auch die Spielerfrauen eingeladen hatte. Die gute Stimmung innerhalb der Alemannia-Familie war sicherlich mit ein Grund für unseren Erfolg..

 

Dr. Jürgen Linden (Aachens Oberbürgermeister): Ich bin derzeit dermaßen mit der Sponsorenwerbung beschäftigt, dass ich weniger Zeit für nostalgische Träumereien habe. Heute zählt die Konsolidierung für morgen.

 

Konsul Hugo Cadenbach: Auch wenn mein Interesse in erster Linie dem reitsportlichen Ereignis in der Soers galt, habe ich die Ereignisse am benachbarten Tivoli mit großer Aufmerksamkeit verfolgt. Viele Freunde waren dort engagiert und so habe ich mit ihnen vor 30 Jahren den Aufstieg der Alemannia in die Fußball-Bundesliga begeistert miterlebt - ich empfand diesen Erfolg als ein vaterstädtisches Ereignis 1.Klasse.

 

Georg Helg (Kaufmann): Vor dem entscheidenden Spiel war ich auf der Autobahn von Köln nach Aachen unterwegs und muß wohl zu schnell gefahren sein, denn bei Düren war plötzlich der Motor meines BMW-Coupes sauer. Der eiligst herbeigerufene ADAC kümmerte sich nicht nur um mein Auto, sondern brachte mich auch noch Hals über Kopf zum Tivoli.

 

Rolf Bertram (Geschäftsmann und Fan): Es war überhaupt meine erste Saison, in der ich mit meinem Vater zum Tivoli gehen durfte. Beeindruckend waren für mich nicht nur die Menschenmassen im Stadion, sondern auch später bei der Aufstiegsfeier auf dem Markt. Ich erinnere mich noch genau,daß mein Vater anschließend für längere Zeit die Schaufenster unseres Geschäfts mit den Porträts der Alemannia-Spieler dekoriert hatte.

 

Franz Creutz (Buchautor): Als Neunjähriger stand ich zusammen mit meiner Familie und vielen tausend begeisterten Aachener Fußballanhänger auf dem Marktplatz, um den Aufstieg zu feiern. An diesem Tag schenkte mir mein Vater Gerd eine kleine schwarz-gelbe Fahne, und damit war endgültig klar für wen im Fußball mein Herz schlagen sollte. Daran hat sich bis zum heutigen Tag  nichts geändert, und auch mein Alemannia-Fähnchen hat all die Stürme rund um den Tivoli in den vergangenen 30 Jahren überstanden.

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